Projektmanagement: 7. Projektleiter und Führung

7.2 Autoritärer oder kooperativer Führungsstil

Bei der Diskussion um die Beteiligung der Projektteammitglieder an Entscheidungen werden häufig zwei Begriffe verwendet: autoritärer und kooperativer Führungsstil.

Autoritärer Führungsstil des Projektleiters: Die Entscheidungen bezüglich der Planung und Abwicklung des Projektes werden in erster Linie vom Projektleiter getroffen. Dieser setzt Ziele, verteilt Rollen und Aufgaben, erarbeitet Vorgabewerte und Direktiven, setzt Diskussionen in Gang, beschafft relevante Informationen und führt ein kontinuierliches Controlling der Projektergebnisse durch. Die Entscheidungen des Projektleiters haben Weisungscharakter.

Kooperativer Führungsstil des Projektleiters: Entscheidungen sind das Ergebnis eines Entscheidungsfindungsprozesses, der in einem Team von Fachleuten stattfindet, die von der Sache am meisten verstehen.

 Charakteristiken des kooperativen Führungsstils

  • Führung durch Überzeugung und Übereinstimmung
  • Gemeinsame Entscheidungsverantwortung
  • Gruppenverantwortung für die Entscheidungen
  • Klare Abgrenzung der Aufgaben zwischen den Mitarbeitern
  • Projektmanager steht jedem Mitarbeiter jederzeit zur Verfügung
  • Ergebnis- statt Verhaltenskontrolle
  • Direkte Information ohne bürokratische Vorgaben
  • Besondere Leistungen werden anerkannt und honoriert
  • Verzicht auf Statussymbole
  • Rücksichtnahme und Eingehen auf den Einzelfall
  • Berechenbarkeit und Fairness

Quelle: VDMA (Hrsg.): Fit für den globalen Markt?

In der Teamarbeit ist üblicherweise der kooperative Führungsstil richtig. Doch das Führungsverhalten sollte an der jeweiligen Situation und den Anforderungen des Teams ausgerichtet werden. Ein zu autoritäres Führungsverhalten hemmt die Kreativität, Eigenverantwortlichkeit und damit die Motivation der Mitarbeiter. Ein zu demokratisches Führungsverhalten führt zwar zu einer lockeren Arbeitsatmosphäre, aber das Arbeitstempo ist zu langsam, Sitzungen dauern zu lange und Entscheidungen werden häufig lange hinausgezögert. Das kann zu schlechteren Arbeitsergebnissen und zu einer sinkenden Motivation der Mitarbeiter führen.

Situativer Führungsstil: Das Situationsbezogene Führungsmodell baut auf der Erkenntnis auf, dass Führung immer zwei Verhaltensweisen einschließt: autoritäres und demokratisches Verhalten. Effektive Teamleiter variieren ihren Führungsstil entsprechend den individuellen Anforderungen der Mitarbeiter im Projektteam sowie bezüglich des Entwicklungsstadiums des Projektteams als Ganzes

Ein Projektleiter muss lernen verschiedene Führungsstile flexibel zu handhaben und bei der Wahl seines Führungsstiles die situativen Voraussetzungen des Projektteams berücksichtigen. Es gilt die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu erkennen. Eine wichtige Fähigkeit des Projektleiters liegt somit in der Fähigkeit, das Projektteam in Aktion zu beobachten und zu diagnostizieren. Denn die Förderung der Gruppenentwicklung und der Gruppenproduktivität setzt das Verständnis des Projektleiters für die Dynamik und die Verhaltensmuster in seinem Projektteam voraus. (VDMA (Hrsg.): Fit für den globalen Markt?)