Management und Führung. 3. Führungsstile

3.2. Führungsstile - Klassifikationen

Führungsstile nach Max Weber

Diese drei Führungsstile gehen auf die drei  "reinen" (d.h. idealtypischen) Formen der Herrschaft von Max Weber (1864 - 1920) zurück (Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel III, Die Typen der Herrschaft, 1922). Weber fragt: Warum lassen sich Menschen beherrschen?

Anhand der drei Gründe, die er erkennt, formuliert er drei Formen der Herrschaft:

  1. Traditionale oder patrimoniale Herrschaft beruht auf dem Alltagsglauben an die geltende Traditionen und der Legitimität der durch sie Berufenen.
  2. Charismatische Herrschaft beruht auf dem Glauben an die Heiligkeit oder Heldenkraft einer Person und der durch sie geschaffenen Ordnung.
  3. Bürokratische oder rationale Herrschaft beruht auf dem Glauben an die Legalität gesatzter Ordnungen (Gesetze, Regeln, Zuständigkeiten).

Die Führungslehre hat diese Grundformen aufgegriffen, hinsichtlich der Führung in Unternehmen und Organisationen modifiziert und drei grundlegende Führungsstile definiert:

Autokratischer / patriarchalischer Führungsstil
  • unumschränkte Alleinherrschaft
  • Mitarbeiter werden an Entscheidungen nicht beteiligt
  • streng hierarchisch
  • unbedingter Gehorsam und Disziplin
Charismatischer Führungsstil
  • starke persönliche Ausstrahlung
  • in Krisenzeiten kann die charismatische Führung Zuversicht vermitteln und Dinge nach Vorne bringen
Bürokratischer Führungsstil
  • Der Führungsanspruch leitet sich aus den bürokratischen Regeln ab. Die Funktion ist nicht an eine Person gebunden, sondern auf Zeit verliehen und übertragbar.
  • Instrumente: Richtlinien, Stellenbeschreibungen, Dienstanweisungen.

"Klassische" Führungsstile"

Diese drei Führungsstile gehen auf Kurt Lewin (geboren 1890 in Posen, gestorben 1947 in den USA), den Begründer der modernen Sozialpsychologie und dessen empirische Untersuchungen zurück. Lewin untersuchte mit seinen Mitarbeitern White und Lippitt in der Iowa Child Welfare Research Station in den Jahren 1937 und 1938 anhand von Jungengruppen die Wirkung verschiedener Führungsstile auf die Gruppenatmosphäre: Produktivität, Zufriedenheit, Gruppenzusammenhalt und Effizienz (Lück, Helmut E.: Kurt Lewin, Weinheim, 1996, S. 98).

Autoritärer Führungsstil
  • Klare Trennung: Vorgesetzte entscheidet und kontrolliert; Mitarbeiter führen aus.
  • Folge ist ein distanziertes Verhältnis
Kooperativer Führungsstil
  • Mitarbeiter werden in den Entscheidungsprozess mit einbezogen
  • Delegation ist möglich
  • Fremdkontrolle wird (teilweise) durch Eigenkontrolle ersetzt
  • Vorteile: besseres Verständnis über die Zusammenhänge, höhere Motivation
Laissez-faire Führungsstil
  • Mitarbeiter haben volle Freiheit
  • Entscheidung und Kontrolle liegt bei der Gruppe


Vor- und Nachteile der "klassischen" Führungsstile

Der autoritäre Führungsstil

Vorteile: Schnelle Handlungsfähigkeit. In Krisensituationen ist es wichtig, schnelle Entscheidungen zu treffen. Die Verantwortung ist klar.

Nachteile: Die Mitarbeiter werden demotiviert und sehen keine Notwendigkeit, sich eigene Gedanken zu machen und selbst initiativ zu werden. Der Vorgesetzte wird leicht überfordert mit der Aufgabe, alles selbst entscheiden zu müssen. Fehler oder falsche Einschätzungen können die Folge sein. Wenn er mal nicht da, geht die Arbeit nicht weiter.

 

Der kooperative Führungsstil

Vorteile: Die Motivation der Mitarbeiter wird gefördert, weil die Ideen und Vorschläge der Mitarbeiter ernst genommen werden. Der Vorgesetzter wird entlastet. Das Arbeitsklima ist angenehm und fördert gute Ergebnisse.

Nachteile: Es besteht die Gefahr, dass es zu keinen klaren Entscheidungen kommt. In seinem Bemühen es allen recht zu machten, kann sich der Vorgesetzte im Ernstfall nicht durchzusetzen. Darunter kann die Disziplin leiden, notwendige Entscheidungen können auf die lange Bank geschoben werden.

 

Laissez-faire Führungsstil

(Laissez-faire ist aus dem Französischen. Es meint "lasst machen", "einfach laufen lassen")

Vorteile: Da die Mitarbeiter selbstbestimmt mit einem großen Spielraum handeln, kann sich das motivierend auswirken und die Mitarbeiter können ihre persönlichen Stärken einbringen.

Nachteile: Nicht jeder Mitarbeiter kann mit dem hohen Maß an Freiheit umgehen. Ohne die ordnende Hand des Vorgesetzten tritt leicht Desorientierung auf.

 


Bei den Iowa-Studien in 1937 und 1938 beobachtete Kurt Lewin das folgende Phänomen: Eine Gruppe lief aus dem Ruder und man ließ diese daraufhin ohne Leiter. Sie zeigte jedoch sowohl in Bezug auf das Aufgabeninteresse, die Gruppenzugehörigkeit und die Zufriedenheit die schlechtesten Resultate. Auch kam es zu aggressiven Verhaltensweisen. Daraus wird abgeleitet: Irgendeine Führung ist besser als gar keine Führung.