PM-Techniken: 3. Kreativität |
Die morphologische Methode ist eine systematische Strukturanalyse mit dem Ziel, neue Kombinationen zu finden. Die bekannteste morphologische Technik ist der von dem Schweizer Physiker F. Zwicky (1898 - 1974) entwickelte morphologische Kasten. Fritz Zwicky wurde am 14. Februar 1898 in Varna (Bulgarien) als Bürger von Mollis (Kanton Glarus, Schweiz) geboren. Ab 1925 arbeitete Zwicky am California Institute of Technology in Pasadena. Die Entdeckung und Untersuchung von Supernovae, die Erstellung eines großen Katalogs der Galaxiehaufen und die Entwicklung der Morphologie sind die bekanntesten Arbeiten, die Fritz Zwicky in die Reihe der bedeutendsten Wissenschafter des 20. Jahrhunderts stellen. Er starb am 8. Februar 1974 in Pasadena (www.zwicky-stiftung.ch)
In zweidimensionaler Verwendung spricht man von der "Morphologischen Matrix". (Matrixdiagramme findet man im Management häufig; beispielsweise die Funktionsanalyse, das Verhaltensgitter oder die Produkt-Markt Matrix).
Beispiel: Ein Schreibstift kann 3 unterschiedliche Formen seines Querschnitts sowie 3 unterschiedliche Farben haben.
Wir sehen, dass 9 verschiedene Ausprägungen möglich sind
Ein Produkt mit 3 Merkmalen (Funktionen, Modulen), die jeweils 3 andere Ausprägungen annehmen können. Beispiel:
Merkmal 1 sei das Gewicht des Produkts. Ausprägungen können sein: 20 kg (a), 30 kg (b), 40 kg (c)
Merkmal 2 sei die Farbe des Produkts: Ausprägungen können sein: rot (a), grün (b), blau (c)
Merkmal 3 sei die Form des Produkts: Ausprägungen können sein: rund (a), quadratisch (b), oval (c).
In systematischer Weise können mit dieser Matrix sämtliche Kombinationsmöglichkeiten geprüft werden. In obiger 3x3 Matrix sind zwei Kombinationsmöglichkeiten eingetragen: 1.a - 2.b - 3.c und 1.c - 2.b - 3.a).
Unter der Annahme, dass jedes der 3 Merkmal 3 Ausprägungen haben kann, ergeben sich 27 Kombinationsmöglichkeiten. Das heißt, dass sich die 3 Merkmale auf 27 verschiedene 3er-Kombinationen zusammenstellen lassen.
Kombinationen |
|||||||||
|
1,2,3 |
4,5,6 |
7,8,9 |
10,11,12 |
13,14,15 |
16,17,18 |
19,20,21 |
22,23,24 |
25,26,27 |
1 |
a |
a |
a |
b |
b |
b |
c |
c |
c |
2 |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
3 |
a |
a |
a |
a |
a |
a |
a |
a |
a |
1 |
a |
a |
a |
b |
b |
b |
c |
c |
c |
2 |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
3 |
b |
b |
b |
b |
b |
b |
b |
b |
b |
1 |
a |
a |
a |
b |
b |
b |
c |
c |
c |
2 |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
a |
b |
c |
3 |
c |
c |
c |
c |
c |
c |
c |
c |
c |
Auch in diesem Beispiel sind 27 verschiedene Kombinationen dieser 3 Merkmale möglich.
Die Variante 1: Alle Teile in rot. | Die Variante 2: Karosserie rot, Türen grün und Dach blau. |
Dies sind nur zwei Beispiele. Weitere 25 Kombinationen sind möglich.
Bei der Produktentwicklung eignet sich die Morphologische Methode um alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten an Merkmalsausprägungen darzustellen und auf ihre Eignung hin zu prüfen. Viele der Möglichkeiten werden aufgrund technischer oder wirtschaftlicher Gegebenheiten sinnlos sein. Doch möglicherweise werden auch zukunftsträchtige Kombinationsmöglichkeiten erkannt, an die bisher noch niemand gedacht hat. Diese sind anhand von geeigneten Kriterien (Preis, Funktion, Herstellkosten, Absatzchancen, bestehende Konkurrenzprodukte, etc) weiter zu analysieren. Wenn diese in besonders hohem Maße Kundenerwartungen und zugleich technisch herstellbar sind, ist der Weg frei für eine Produktinnovation.
Fünf Arbeitsschritte bei der Produktentwicklung:
Morphologischer Kasten: Verpackung für Waschmittel |
||||
Merkmal |
Ausprägungen |
|||
1 | 2 | 3 | 4 | |
Form | Quader | Zylinder | Tetraeder | Kugel |
Material | Pappe | Kunststoff | Folie | Holz |
Farbe | Bunt | S/W | Gold | Regenbogen |
Tragehilfe | Henkel | Griffmulde | Schlaufen | Gurt |
Verschluss | Deckel | Korken | Gießer | Ventil |
Portionierung | Becher | Waage | Löffel | Tabletten |
Zusatznutzen | Spielzeug | Schatzkiste | Container | Eimer |
Morphologische Matrix: Beispiel: Hautcreme |
||||
Anwendungszweck |
Ausprägungen |
|||
Babys | Alte Menschen | Autofahren | Sportler | |
Make-up | i | i | ||
Schönheitskorrektur | i | i | ||
Wundbehandlung | b | i | ||
Körperreinigung | b | i | ||
Geruchsbindung | b | i | ||
i = interessant; b = bekannt. Quelle: Birker, Führung. Entscheidung, 1997, S. 162 (modifiziert) |
Die bekannte Kombinationen werden in durch den Eintrag in die Matrix ersichtlich (b); Leerfelder zeigen noch nicht genutzte Kombinationen. Diese werden geprüft, ob sie sinnvoll nutzbare Möglichkeiten darstellen.
Funktion |
Lösungsmöglichkeiten |
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Rahmenform | Bananen- form |
Standard | doppelter Rahmen | Liegeform | ? |
Material | Alu | Carbon | Stahl | Holz | Kunststoff |
Felgen | Alufelgen u. Speichen | Stahlfelgen u. Speichen | Kunststoff-Felgen u. Speichen | Felgen ohne Speichen | ? |
Reifen | Vollgummi | Schlauchlose Reifen | Mantel und Schlauch | ? | ? |
Bremse | Scheiben-Bremse | Mittelzug-bremse | Trommel-bremse | Seitenanzug-bremse | Reifen-bremse |
Lenker | Rennlenker | Chopper-Lenker | Gerade Form | Bequeme Form | Lenkrad |
Schaltung | Naben-schaltung | Ketten-schaltung | Ohne Schaltung | Kombination Ketten- / Naben-schaltung | ? |
Je nach Kundengruppe kann dies einzelne analysiert werden, z.B. nach Herrenrad, Damenrad, Mountain-Bike, Rennrad oder Klapprad.
Bei Verwendung von drei Dimensionen spricht man vom "Morphologischen Kasten". Sowohl mit der zweidimensionalen Matrix als auch mit dem dreidimensionalen Kasten lassen sich Beziehungszusammenhänge darstellen.
Ein Würfel mit 3 x 3 x 3 ergibt 27 einzelne Kästchen, die man sich als Schubladen mit bestimmten Kombinationen vorstellen kann.
Zwicky hat erstmals 1946 einen 3x3x4-Kasten für Triebwerke gezeichnet. Die drei Parameter betreffen:
Man kann das Ergebnis wie einen Aktenschrank mit Schubladen zeichnen. In jedem Fach ist Platz für ein Triebwerk. Entweder ist es schon gebaut oder man knnte es bauen. (www.zwicky-stiftung.ch) |
Ein Würfel mit 4 x 4 x 4 ergibt bereits 48 Schubladen.