Organisationslehre. 1. Grundlagen und Begriffe |
Adam Smith
Der Nationalökonom Adam Smith (1723 - 1790) beschrieb anhand von seinem
berühmten Stecknadelbeispiel die Vorzüge der Arbeitsteilung im Buch "Der
Wohlstand der Nationen" (1776). Die Produktivität steigt, wenn in einer Gruppe
von mehreren Arbeitern nicht jeder einzelne Arbeiter sämtliche Arbeitsgänge
ausführt, sondern sich jeder auf einen bestimmten Arbeitsgang konzentriert: Ein
Arbeiter kann alleine an einem Tag einige Dutzend schlechte Nadeln herstellen;
eine auf einzelne Arbeitsgänge spezialisierte Gruppe ist jedoch in der Lage,
Tausende von perfekten Nadeln zu fertigen. Die erhebliche Produktionssteigerung
führte er zurück auf die so mögliche höhere Geschicklichkeit und Schnelligkeit
des einzelnen Arbeiters. Diese Überlegungen bildeten die Ausgangsbasis für das
von Taylor (1919) entwickelte Scientific Management [Kieser / Kubicek 1983: 83].
Taylor "Scientific Management"
Frederick Winslow Taylor (1856 - 1915) stellte sich die Aufgabe, die Leistungen
der menschlichen Arbeitskraft zu steigern. Er ging von der Annahme aus, dass von
den monetären Anreizen die stärkste Wirkung zu erwarten sei. Merkmale seiner
sogenannten "Wissenschaftlichen Betriebsführung":
Problem: Widerstand der Arbeitnehmer gegen Arbeitsintensivierung, Arbeitszurückhaltung- und -verweigerung, Krankmeldungen
Kritik:
Auf Taylor und sein Funktionsmeisterprinzip geht die Idee des Mehrliniensystems zurück. Heute orientieren sich immer noch Unternehmen am Taylorismus. Die REFA (von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften gegründeter Verein) veranstaltet z.B. auf der Basis des Taylorismus noch Kurse zur Ausbildung von Ingenieuren und veröffentlicht Leitfäden zur Rationalisierung.
Henri Fayol
Henri Fayol (1841-1925), französischer Bergbauingenieur und Begründer der
(französischen) Verwaltungslehre, arbeitete 14 Prinzipien aus: 1.
Arbeitsteilung, 2. Autorität, 3. Disziplin, 4. Einheit der Auftragserteilung, 5.
Einheit der Leitung, 6. Unterordnung des Einzelinteresses unter das allg.
Interesse, 7. gerechte Entlohnung, 8. Zentralisation, 9. hierarchische
Organisation, 10. Ordnung, 11. ausgleichende Gerechtigkeit, 12. Firmentreue, 13.
Initiative und 14. Gemeinschaftsgeist. Unter diesen Oberbegriffen wurden genaue
Vorschriften formuliert. So sollte z.B. ein Arbeiter nur einem Leiter
unterstellt sein. Alle Arbeiter vom untersten bis zum höchsten sollten sich
diszipliniert verhalten (1916)
Die Human-Relations-Bewegung
Die Hawthorne-Experimente. Hawthorne-Werke der Western Electric Company in
Chicago, 1929 - 1930 unter Leitung des Psychologen Elton Mayo.
Untersucht wurden:
Zwei Vergleichsgruppen: beide steigerten ihre Leistungen. Man beobachtete, dass nicht die veränderten Arbeitsbedingungen Ursache für die Leistungssteigerung waren, sondern die erhöhte Aufmerksamkeit und das Entstehen von Gruppengefühl.
Erkenntnisse:
Praktisch umgesetzt wurden die Erkenntnisse dieser Untersuchung erst in den 50er Jahren, als sich ein Gruppe um Douglas McGregor, Abraham Maslo und Frederick Herzberg zusammenfand, die spätere Human Relations School. [Crainer, Stuart: Managementtheorien, die die Welt verändert haben, S. 108]. Unter der Bezeichnung "Humanisierung der Arbeit" wurden neue Konzepte entwickelt: Job Enlargement, Job Enrichment, Job Rotation, teilautonome Arbeitsgruppen.
Max Weber. Das Bürokratiemodell
Nach Max Weber (1864 - 1920) beruht die bürokratische oder rationale Herrschaft
auf dem Glauben an die Legalität gesatzter Ordnungen (Gesetze, Regeln,
Zuständigkeiten) [Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel III. Die
Typen der Herrschaft, 1921/22, S. 218]
Eigenschaften der Bürokratie und der Beamten:
1. persönlich frei nur sachlichen Amtspflichten gehorchen,
2. in fester Amtshierarchie
3. mit festen Amtskompetenzen
4. kraft Kontrakts, also (prinzipiell) auf Grund freier Auslese nach
5. Fachqualifikation angestellt (nicht: gewählt)
6. entgolten sind mit festen Gehältern in Geld
7. ihr Amt als einzigen oder Haupt-Beruf behandeln,
8. eine Laufbahn: "Aufrücken" je nach Amtsalter oder Leistungen
9. in völliger "Trennung von den Verwaltungsmitteln" und ohne Appropriation der
Amtsstelle arbeiten,
10. einer strengen einheitlichen Amtsdisziplin und Kontrolle unterliegen.
Diese Ordnung ist im Prinzip in erwerbswirtschaftlichen oder karitativen oder beliebigen anderen private ideelle oder materielle Zwecken verfolgenden Betrieben gleich anwendbar. [Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Kapitel III. Die Typen der Herrschaft, S. 222, gekürzt]
Erich Kosiol
Erich Kosiol ( 1899 - 1990), Unter der Aufgabenanalyse versteht man die
gedankliche Aufgliederung einer Gesamtaufgabe in analytische Teilaufgaben. Diese
Teilaufgaben werden im Zuge der Aufgabensynthese als Vorstufe der
Aufbauorganisation wieder zusammengefügt. Dieses Analyse-Synthese-Konzept wurde
von Erich Kosiol in seinem Werk "Organisation der Unternehmung" (1976).
Erwin Grochla
Erwin Grochla (1921 - 1986) sieht die Organisation wird als System von Regeln
gesehen, das durch organisatorische Gestaltungshandlungen entsteht. Er teilt er
die Organisation in Aufbau- und Ablauforganisation. für die Gestaltung sieht er
die drei grundlegenden Ansätze: a) Arbeitsteilung: Die Aufgaben werden auf
Aktionsträger aufgeteilt. b) Koordination: Die Prozesse zur Aufgabenerfüllung
werden aufeinander abgestimmt. c) Konfiguration: Gestaltung der
Aufbauorganisation durch Hierarchieebenen und Leitungsspanne. Maßgebliches Werk:
"Unternehmensorganisation" (1972).
Zell, Helmut: Die Grundlagen der Organisation - lernen und
lehren, Norderstedt 2019