Management und Führung. 1. Grundlagen und Begriffe

1.3. Entscheidung als Prozess

Struktur der Entscheidungsfindung

Die Entscheidung ist die bewusste Auswahl unter Alternativen. Manchmal hängt die Qualität der Entscheidung weitgehend vom Zufall ab und, soweit mehrere Personen beteiligt sind, eventuell von deren Machtpositionen. Strukturen hingegen sollen die einzelnen Schritte der Entscheidungsfindung bewusster machen und ihnen zugleich den notwendigen Raum geben. Im Rahmen kollektiver Entscheidungen - wenn sich also mehrere Personen über eine gemeinsame Entscheidung verständigen müssen - kann dies zugleich das frühzeitige Festlegen auf favorisierte Lösungen und deren anschließende Verteidigung verhindern. [Birker 1997: 24]


Entscheidung als Prozess

Ziel des Prozesses der Entscheidungsfindung ist es, unter den gegebenen Möglichkeiten zur Lösung der anstehenden Aufgabe unter den verfügbaren Alternativen die optimale Auswahl zu treffen, gemessen an den eigenen Zielen und Wertvorstellungen.

Man braucht dazu

Zumeist ist es nicht möglich, alle diese Eigenschaften zur gleichen Zeit zu aktivieren. Die durch die Zerlegung des Entscheidungsprozesses in einzelne Schritte sich ergebende Struktur soll zugleich helfen, dass eine gegenseitige Behinderung vermieden, also beispielsweise der Gedankenfluss der Kreativität nicht durch voreilige Kritik unterbrochen wird.


Verschiedene Gliederungsansätze

Der Entscheidungsprozess wird durch einen Auslöser in Gang gesetzt. Zumeist handelt es sich dabei um einen äußeren Anlass; jedoch kann die Anregung auch auf interne Überlegungen zurückgehen. Häufig liegt der Ursprung im Auftauchen eines Problems. Das Wahrnehmen eines Entscheidungsbedarfs - üblicherweise verbunden mit einem Handlungsbedarf - ist somit Ausgangspunkt einen Entscheidungsprozess auszulösen.


Modelle zur Gliederung des Entscheidungsprozesses in einzelne Phasen:

Entscheidungsprozess. Gliederung nach Heinen
Anregungsphase Willensbildung
Suchphase
Auswahl-/Optimierungsphase
Durchführungs-/Realisationsphase Willensdurchsetzung
Kontrollphase
[Birker 1997: 24]

Hier wird in fünf Phasen unterschieden, die in die zwei Gruppen Willensbildung und Willensdurchsetzung zusammengefasst werden.

Anregungsphase: Hier wird der Prozess der Willensbildung ausgelöst, in der Regel durch das Erkennen eines noch offenen Problems. Anregungen können sich beispielsweise aus dem Soll-Ist-Vergleich im Rahmen einer Unternehmensanalyse ergeben.

Suchphase: Zur Lösung der Aufgabe werden Handlungsalternativen gesucht. Dabei sollen zugleich Informationen gewonnen werden über die jeweiligen Nebenbedingungen und Konsequenzen sowie mit weichem Grad und in weicher Art das Erreichen der Ziele erwartet werden kann. Vielfach muss dabei statt auf eindeutige und vollständige Daten auf Prognosen zurückgegriffen werden.

Auswahl-, Optimierungsphase: Diejenigen Alternativen, die unter den gegebenen Bedingungen und angenommenen Kriterien als zulässig erscheinen, sind vergleichend zu bewerten und möglichst in eine Rangfolge zu bringen, um letztendlich eine Auswahl treffen zu können.

Durchführungs-, Realisationsphase: Nach der Willensbildung geht es hier um die tatsächliche Verwirklichung der ausgewählten Alternative, also um die Willensdurchsetzung.

Kontrollphase: Hier wird überprüft, inwieweit die Willensdurchsetzung erfolgreich war und abgeschlossen werden kann. Zugleich kann jedoch in der Kontrolle das Erfordernis nach Anpassungsmaßnahmen deutlich werden, wodurch ggf. ein neuer Entscheidungsprozess ausgelöst wird.

Nach diesem Konzept umfasst der Entscheidungsprozess auch die Willensdurchsetzung.


Entscheidungsprozess. Gliederungsschema nach Norbert Szyperski
Die kognitive Phase 1) Problemwahrnehmung

2) Problemerkennung, identifizieren und strukturieren

Die konzeptionelle Phase 3) Generieren zuverlässiger Lösungsalternativen

4) Lösung des realen Problems auf der Konzeptebene

Die reale Phase 5) Anweisen (Programmieren) der Vorgehensweise bei der realen Problemlösung

6) Praktische Lösung des realen Problems

Der Problemlösungsprozess wird in drei Abschnitte unterteilt, die jeweils nochmals gegliedert sind, so dass sich insgesamt 6 Phasen ergeben [Birker 1997: 25].


Konzeption eines Entscheidungsprozesses

Im Nachfolgenden wird eine Konzeption vorgestellt, die den eigentlichen Entscheidungsprozess in mehrere Teilschritte aufgliedert, um den Ablauf bewusster steuern zu k�nnen.

  Konzept eines Entscheidungsprozesse
  Auslöser
> Erkennen eines Entscheidungsbedarfs
1

Behandlung des Ist-Zustandes
> Bewusstwerdung der Entscheidungsumstände

2

Konkretisierung des Problems bzw. Mangels
> Hinwendung zum Lösungsdenken

3

Festlegung der Maßstäbe zur Beurteilung der Lösungen
> Zielorientierung

4

Sammlung von Lösungsalternativen
> Aktivierung der kreativen Phase

5

Bewertung der Alternativen
> kognitive Überprüfung anhand der Maßstäbe

6

Abschätzung evtl. Zusatzwirkungen
(z. B. sonstige Risiken, Konsequenzen etc.)
> Beachtung der Vernetzung von Entscheidungen in einem ganzheitlichen Rahmen

7

Beschlussfassung
> verbindliche Entscheidung als Zielvereinbarung

 

Handlungsvorgaben

[Birker 1997: 30]

Quelle: Birker, Klaus: Führungsstile und Entscheidungsmethoden, Cornelsen Giradet, Berlin, 1997